Verlaufsformen der Multiple Sklerose




Es gibt kein festliegendes Schema für MS. Jeder MS-Kranke bietet ein besonderes Symptombild ( eigenständiges Krankheitsbild ) und somit ist der Verlauf einer MS von Patient zu Patient sehr unterschiedlich.


Die Verlaufsformen werden relativ grob wie folgt eingeteilt:



die schubförmig remittierende Form ( ca. 30% ) die akuten Schübe bilden sich bis zur Symptomlosigkeit zurück, im weiteren Verlauf bleiben nach der Remission ( Rückbildung der Einschränkungen ) eines akuten Schubes meist Restbehinderungen zurück


- die progrediente Form mit 2 Ausprägungen:


- die sekundär chronisch progrediente Form ( ca. 55% ) bei länger bestehender Krankheit treten häufig keine abgrenzbaren Schübe mehr auf, oder diese werden nicht mehr wahrgenommen. Es finden jedoch auch kaum Verbesserungen statt. In diesem Stadium der Erkrankung verschlechtert sich der Zustand des Patienten schleichend

- die primär chronisch progrediente Form ( ca. 15% ) bei dieser Form schreitet die Behinderung von Anfang an ohne Schübe und anschließenden Verbesserungen fort. Die typische Schubfrequenz ist ein Schub ( ein betroffener Mensch weiß meistens erst wenn "ER" vorbei ist, daß es einer war ) pro Jahr oder ein Schub alle zwei Jahre.



Während eines Schubs sind betroffen:


- Sehfähigkeit
- Empfindung
- Koordination
- Kraft
- Harnblasenkontrolle
- Sprechfähigkeit
- Kognitive Fähigkeiten ( Einschätzung der Lebensumstände )



Daraus ergeben sich folgende typische Symptome:


Sehstörungen mit verschwommenem Sehen oder mit Doppelbildern Koordinationsstörungen mit Gleichgewichtsstörungen, Schwindelanfällen, Ungeschicklichkeit der Gliedmaßen Ataxie ( Gangunsicherheit ) durch Spastizität ( unkontrollierte Bewegungen ) oder Muskelsteifheit, Tremor ( Nervenzittern ), Parästhesie ( Empfindungsstörungen wie Taubheit ), Kribbeln, Brennen an einer Körperstelle und Hitzeempfindlichkeit Gesichtsschmerzen durch eine Trigeminusneuralgie ( Gesichtsnerv-Entzündung ) Sprechstörungen wie undeutliche Aussprache, langsames Sprechen und andere Atemrhythmen beim Sprechen, Mattigkeit bis hin zur lähmenden generellen Müdigkeit, die sehr plötzlich auftreten kann. Blasen- und Darmstörungen wie häufiger Harndrang und unvollständige Entleerung der Blase, Verstopfung oder Verlust der willkürlichen Kontrolle im Bereich der Sexualität können Impotenz, verminderte Erregung und Empfindungsausfälle auftreten Die kognitiven Störungen beeinträchtigen das Kurzzeitgedächtnis und die Konzentrationsfähigkeit .



Ist Multiple Sklerose ansteckend ?


Nein, eine MS ist nicht ansteckend. Aus der immer wieder geäußerten Vermutung, dass Vieren an MS - Erkrankungen beteiligt sein könnten und auch der allgemeinen Einordnung der MS als entzündliche Erkrankung wird die zunächst verständliche Sorge abgeleitet,man könne sich möglicherweise bei einem Kranken anstecken. Für diese Befürchtung gibt es jedoch keinerlei Anhaltspunkte.

Wenn überhaupt Vieren oder andere Erreger bei der MS - Entstehung eine Rolle spielen, dann sicherlich nicht so, dass die Betroffenen diese zum Zeitpunkt ihre Erkrankung ausschneiden oder auf andere Menschen übertragen können. Es ist allenfals denkbar, dass bei der MS eine viele Jahre vor dem Ausbruch der Erkrankung abgelaufene Infektion ein Glied in einer langen Kette von Krankheitsursachen ist. Um welche Erreger es sich dabei handeln könnte, ist bis heute ohnehin völlig unklar. Es spricht jedoch vieles dafür, dass sämtliche derzeit bekannten Erreger die ansteckende Erkrankungen hervorrufen, für die Entstehung der MS nicht infrage kommen. So ist es nicht gelungen, eine überzufällige Häufung der MS nach Kontakten mit irgendeinen Bakterium, Virus oder anderen Krankheitserregern zu belegen. Allerdings können Infektionen eine Rolle bei der Auslösung von Krankheitsschüben spielen.

Ganz offensichtlich geht auch ein langjäriger und intensiver Umgang mit MS - Kranken nicht mit einem erhöhtem Erkrankungsrisiko einher. Dies zeigt sich beispielsweise bei Ärzten und Pflegepersonal neurologischer Kliniken oder auch an der Tatsache, dass nur wenige Einzelfälle bekannt sind, wo zuvor gesunde Ehepartner ebenfalls eine MS entwickelt haben. Aus all dem folgt, dass keinerlei Grund zur Besorgnis besteht, mit einem an MS Erkrankten wie mit jedem anderen Menschen umzugehen. Demnach brauchen sich auch Eltern keine Sorgen zu machen, wenn sich ihre Kinder bei einer Familie aufhalten, in der jemand eine MS hat.




Gibt es einen einheitlichen Verlauf der Multiplen Sklerose ?

  • Nein,es ist geradezu ein charakteristisches Merkmal der MS, dass es keine Standartform der Krankheit mit einheitlichen Verlauf gibt, sonderen eine Vielzahl von unterschiedlichen Erscheinungsbildern und Verlaufsformen. Überspitzt ausgedrückt hat jeder MS-Betroffene seinen eigenen Verlauf, ohne dass es bisher eine Erklärung dafür gibt,warum es manchmal bei einzelnen Episoden mit kaum beeinträchtigenden und innerhalb kurzer Zeit folgelos abklingenden Beschwerden bleibt, und es auf der anderen Seite ungünstige Krankheitsverläufe mit starker Behinderung und Pflegeabhängigkeit innerhalb weniger Jahre gibt.
  • Wenn es nun zu einem oder einigen kurz dauernden Krankheitsschüben mit vollständiger Rückbildung der Beschwerden kommt, spricht man von einem gutartigen Verlauf. Betroffene Patienten weisen auch 15 Jahre nach Diagnosestellung noch keinerlei nennenswerte Behinderungen auf. Umgekehrt spricht man bei rasch zunehmenden Krankheitszeichen mit schwer wiegender Behinderung oder sogar Tod innerhalb relativ kurzer Zeit von einem bösartigen Verlauf.
  • Die häufigste Verlaufsform bei etwa mehr als jedem zweiten Betroffenen ist anfangs schubförmig und später chronisch - progredient. Dabei kommt es schließlich auch zwischen den Schüben zu einer Verschlechterung oder es lassen sich überhaupt keine Schübe mehr abgrenzen. Bei mehreren Schüben, die sich jeweils vollständig oder teilweise zurückbilden, spricht man von einem schubförmigen oder rezidiverend - remittierenden Verlauf. Dieser ist bei etwa 20% der Betroffenen zu beobachten, wobei bei drei Viertel innerhalb von Jahren ein neuer Schub zu erwarten ist und es zwischen den Schüben nicht zu einer Verschlechterung kommt. Etwa jeder fünfte Betroffene hat von Anfang an zunehmende ( chronisch - progresdiente ) Beschwerden, die jedoch von aufgesetzten Schüben mit vollständiger oder teilweiser Rückbildung überlagert werden. Bei etwa 10% kommt es von Anfang an zu einem als chronisch - progredient bezeichneten Verlauf mit mehr oder weniger stetiger Zunahme der Beschwerden ohne Schübe.
  • Für einen günstigen Verlauf sprechen ein Beginn mit Gefühls - oder Sehstörung als Estsymptome, eine vollständige Rückbildung der Beschwerden und eine fehlende Behinderung nach fünf Jahren. Umgekehrt sind Lähmungserscheinugen, insbesondere im Zusammenhang mit Gang und Gleichgewichtsstörungen, als Erstsymptom mit bereits anfänglich bleibenden Ausfällen Hinweis auf einen weniger günstigen Verlauf. Die Schubfrequenz ist im Durschnitt umso höher, je niedriger dass Alter bei Krankheitsbeginn ist. Es ist unmöglich den Verlauf einer MS auch nur annähernd zuverlässig vorherzusagen.